Eine Möglichkeit, mit sensitiven Fragen umzugehen, ist das indirekte Fragen, beispielsweise mit der «Item Count Technique». Dabei geben die Befragten für eine Liste mit Aussagen jeweils an, wie viele Aussagen zutreffend sind. Hierfür wird die Stichprobe zweigeteilt: Eine Hälfte der Stichprobe erhält eine Liste mit unproblematischen Aussagen, die andere Hälfte der Stichprobe dieselbe Liste mit einer zusätzlichen sensitiven Aussage. Anschliessend werden die Mittelwerte der Anzahl an Aussagen, welche die Befragten als auf sie persönlich zutreffend bewerten, zwischen den beiden Gruppen verglichen. Anhand der Mittelwertsunterschiede kann so die Prävalenz des sensitiven Verhaltens geschätzt werden. Das Problem von solchen indirekten Techniken ist jedoch, dass die Ergebnisse nur auf aggregiertem Niveau vorliegen – eine Zuordnung zum Individuum ist nicht möglich.
Es ist daher zielführender, den interessierenden Sachverhalt direkt zu erfragen. Will man den Item-Non-Response möglichst geringhalten, spielt die Formulierung der Frage eine grosse Rolle: Werden die Befragten darauf hingewiesen, dass die Daten nur in anonymisierter Form weiterverarbeitet werden, so kann das die Antwortraten erhöhen. Dieser Effekt wurde für sensitive Fragen nachgewiesen (Singer et al. 1995), es zeigen sich aber keine robusten Ergebnisse über mehrere Studien. Im Rahmen eines Methodentests hat intervista daher untersucht, ob die zahlreichen Empfehlungen, die Anonymität bei heiklen Fragen zu garantieren, ihre Berechtigung haben und wie genau mit den Befragten kommuniziert werden muss, um valide Antworten zu erhalten.